5 Jahre: netzparalleler Hausspeicher

Marc Boll hat am 27.03.2012 den ersten Abschnitt seiner richtungsweisenden Solar Anlage in Betrieb genommen. Die Anlage hat eine brutto Kapazität von 27,2kWh und läuft seit 5 Jahren störungsfrei. „Geil, sowas will ich auch haben, dachte ich sofort.“ Da stellt sich natürlich die Frage, wo kann ich das kaufen? „Tja, so einfach ist das nicht, hab ich mir erklären lassen.“

Die Firma SMA hat diesen Anlagentyp leider nur 2012 hergestellt und abverkauft. Begründet wurde das damals mit geänderten VDE Richtlinien. Die Anlage konnte nämlich Netzparallel und im Inselbetrieb dreiphasig eine Dauerleistung von 15kW unterbrechungsfrei zur Verfügung stellen, zuzüglich 15-18kW Solarleistung, bei Bolls, wenn die Sonne voll scheint. Wenn ich richtig rechne sind das über 30kW Leistung ohne Netzbezug. Man stelle sich nur vor das würde jeder machen. War das am Ende gar nicht erwünscht und deshalb wurde das Produkt abgekündigt?

Nachlesen kann man die Entstehung der Anlage hier: Sunny Backup M Anlagenbeschreibung im photovoltaikforum.com.  Bei SMA findet man im Sunny Portal Live Daten der Anlage.

 

2012 gab es noch eine Vision:

Man beachte insbesondere ab der 6. Minute und 15 Sekunden

Was ist davon heute noch übrig? Im Video beworben wird eine Anlage, die gar nicht netzparallel betrieben werden kann (Sunny Island). Gezeigt wird aber die Anlage aus 2012 (Sunny Backup M/L), diese konnte sehr wohl netzparallel betrieben werden. Warum dieser technischer Rückschritt? Wir werden es wohl nie klären können.

Wer genau hingehört hat, hat das Wort Schiffsversorgung gehört. Das wird uns in diesem Blog noch beschäftigen. 😉 Kennt Ihr den Unterschied zwischen einem Schiff und einem Haus? Richtig: Ein Schiff kann schwimmen.

Fakt ist: Die Technik ist da, es funktioniert. Wir klären im Rahmen dieses Blogs wie und wo man das Zeug dafür herbekommt. Worauf wollt Ihr noch warten? Eigen erzeugter Strom kostet nur noch ca. 9 Cents, also ca. 20 Cents billiger als vom Energieversorger und der Umwelt zu Liebe regenerativ, denn die Sonne schickt uns keine Rechnung.

Bei der Familie Boll gibt es aber noch mehr zu sehen, denn die ganze Familie ist ziemlich weit vorne was den Bereich regenerative Energie, Elektromobilität und Hausspeicher angeht. Auf meiner ersten Elektro-Auto Probefahrt habe ich die geliehene Zoe bei Bolls am späten Abend in 15min voll getankt. So haben wir uns kennen gelernt und seither viele interessante Gespräche in Richtung alternative Energien / Antriebe geführt.

(Schnell) Lade Station(en):

In der Bild Mitte sieht man sehr schön die Ladung eines Elektro-Autos mit 22kW ohne Netzbezug. (Man beachte die Jahreszahl!)

 

Aber das geht ja noch viel besser, denn die Bolls haben nicht nur eine Ladestation, sie haben derer zwei. Eine Lade Station, mit 22kW die wie oben gezeigt ausschließlich mit Solar Strom vom eigenen Dach lädt und eine mit 43kW Dauerleistung und nur soweit notwendig Netzbezug. Alles perfekt aufeinander abgestimmt mit einer eigenen Steuerelektronik, die auch das parallele Laden von zwei Fahrzeugen, im Rahmen der jeweiligen Gegebenheiten, ermöglicht.

Wieso geht das? Aufgrund der oben beschriebenen technischen Vorraussetzungen, können die Bolls auch eine Schnell Lade Station, die die komplette Leistung des Hausanschlußes zur Verfügung stellen kann, bereitstellen. Der Hausanschluß wird quasi verliehen, da er ja überflüssig ist.

Und warum wurde das damals gebaut? Ganz einfach: Auf dem Barcamp der Firma SMA wurde im Frühjahr 2015 von Thorsten Schäfer-Gümbel gesagt:

„Eine 43kW Schnellladeinfrastruktur ist in Hessen weder geplant noch absehbar“

Das war dann quasi die Steilvorlage das umzusetzen und wieder gilt: Viel Reden bringt es nicht, das Handeln bringts ans Licht.

Übrigens werden beide Schnell Lade Stationen im Rahmen einer crowdfunding Initiative, gegen Spende zur Erhaltung der Lade Infrastruktur, der Öffentlichkleit zur Verfügung gestellt. Auch hier wieder Vorbild und vorbildlich!

Das krasseste zum Schluß:

Die Ausrichtung Der Solar Anlage ist 2°Grad abweichend von 100% Nord, also quasi Nord-Nord-Nord-Nord-West mit einer Dachneigung von 32°Grad. Sowas finanziert natürlich keine Bank. Niemals nicht, funktioniert eh nicht! Auf neu Deutsch nennt man sowas „alternative Fakten“.

Ich wünsche mir jedenfalls viel mehr solche tollen Geschichten. Geht nicht, gibts nicht.

25 Teile, 500€, Hausspeicher 4kWh nutzbar

Hausspeicher Version 1.0

Hier möchte ich kurz und knapp erklären wie ich mir einen absoluten low cost Hausspeicher vorstelle, mit dem auch Nachts der eigen erzeugte Strom genutzt werden kann. [/Sicherheitshinweis] Garantie gibt es von mir selbstverständlich keine, jeder ist für sein eigenens Handeln eigenverantwortlich. [/Sicherheitshinweis Ende]

Die Teileliste:
  • 2 x Zeitschaltuhr (Baumarkt je 5.-)
  • 600W DC 10-60V auf 12-80V Boost Spannungswandler Voltage Converter Step Up Modul (ebay <15.-)

  • 4 x ca. 2 Jahre alte Batterien aus Kühl LKW Anhängern. Diese Batterien werden turnusmäßig getauscht und sind völlig in Ordnung. In der Regel haben sie 12V, 210AH. Fragt bei EDEKA, LIDL oder anderen Lebensmittel Ketten, irgendwo haben die ein Zentral Lager und da ist die LKW-Werkstatt auch nicht weit weg. Die Dinger gehen für 15.- Pfand zum Recycling. Wenn Ihr nett fragt kriegt Ihr die für genau den Preis.

  • Modul-Wechselrichter Soladin 600 Mastervolt Einspeise Wechselrichter Inverter Solar (ebay < 300.-)

  • 48V Ladegerät (ebay < 50.-)
  • zwei freie Steckdosen
  • Kabel + Polklemmen zum Verbinden der Batterien (Baumarkt)
Die Erklärung

Ich habe mich immer gefragt warum ich nicht einfach eine Batterie anstelle eines Solarmoduls an einen Wechselrichter anschließen kann. Die Antwort ist recht einfach. Die Batterie liefert einen viel höheren Strom und die Sicherung im Wechselrichter würde schmelzen oder das Gerät überlasten. Deshalb nehmen wir einen Gleichspannungswandler (DC-DC Wandler) mit dem wir Eingangspannung und Strom auf einen Wert passend zum Wechselrichter einstellen können. Die Batterien sind damit galvanisch vom Wechselrichter getrennt. Als Wechselrichter tut es ein x beliebiger Modul-Wechselrichter.  Ein Kumpel von mir hat drei Soladin 600 im Einsatz, daher meine Empfehlung.

Bauanleitung

Die 4 Bleibatterien werden mit den Polklemmen und passendem Kabel in Reihe geschaltet um 48V zu bekommen. Das 48V Ladegerät wird über die erste Zeitschaltuhr mit den Batterien verbunden und lädt die Batterien tagsüber mit eigenem Solarstrom. Ganz einfach!

Der Modul-Wechselrichter wird über die andere Zeitschaltuhr angeschlossen und speist Nachts ins Haus Netz. Der Modul-Wechselrichter wird mittels des DC-DC Wandlers aus den Batterien mit einer einstellbare Leistung mit Strom versorgt.

Typischerweise würde ich eine Dauer-Leistung von ca. 80 Watt einstellen, dann sind der Kühlschrank und die standby Verbraucher abgedeckt. Über Nacht entnimmt man den Batterien so ca. 1 kWh. In einem Jahr also mehr als 300kWh. Braucht man mehr Leistung kann man diese, im Rahmen der Batterie Kapazität, am DC-DC Wandler per Potentiometer erhöhen. Dreiphasig geht natürlich auch, indem man die Anlag dreimal aufbaut. Das gibt dann natürlich auch dreimal so viel Leistung und wir sind nun schon bei fast 1000kWh Eigenverbrauch pro Jahr. Und wenn die Batteriekapazität nicht reicht holen wir uns einfach noch ein Paar Batterien für 15.- das Stück und bauen die Anlage aus.

Sind irgendwann die Batterien Schrott kann man die einfach tauschen, denn Blei Batterien sind ja Rohstoff. Die 15.-€ sind also gut angelegtes Geld.

Jetzt kommen wieder die Skeptiker und fragen: „Warum macht das nicht jeder wenn das so einfach geht?“ Da antworte ich drauf: „Das frag ich mich auch!“

Nee aber mal im Ernst, so geht es prinzipiell. Das das natürlich immer noch schöner, größer, besser, sicherer, mehr VDE konform und mehr schicki micki geht, ist mir auch klar. Aber als Denkanstoß und ausbaubare Idee ist das schon ziemlich top. Außerdem brauche ich diesen Beitrag um die Version 2.0 des Hausspeichers besser erklären zu können 😉

Nachteile

Gut ich gebs zu, das ist eine reine Bastellösung und da ist auch der Grund warum ich die (noch) nicht aufgebaut habe. Die Steuerung über die Zeitschaltuhr ist zu statisch, denn die Sonne scheint nun mal im Sommer deutlich länger als im Winter. Die Leistungsregelung ist ungenügend, da immer konstant eingespeist wird. Einmal eingestellt wird die wohl auch nie wieder angefasst.

Ausblick

Trotzdem kann man einen erheblichen Teil der Grundlast im Haus abdecken und mit einfachsten Mitteln seinen Beitrag zur Energiewende leisten. Und wie bei jeder Entwicklung hat es mal irgendwo angefangen. Diese Idee spukt mir seit 3 Jahren im Kopf rum und hätte Sie das nicht getan würde es keine Version 2.0 des selber gebauten Hausspeichers geben. Außerdem ist Sie prima geeignet um jeder Mann/Frau zu erklären was ein Hausspeicher ist und wie dieser funktioniert, spread the word.